Schriftzitat: Heinrich Scheel, Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts, Berlin 1993
Title
Schriftzitat: Heinrich Scheel, Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts, Berlin 1993
Subject
Aschendorfermoor
Description
Erinnerungen von Heinrich Scheel, Strafgefangener im Lager II Aschendorfermoor 1943-1944.
Source
Heinrich Scheel, Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts, Berlin 1993
Date
1993-00-00
Format
.txt
Language
Deutsch
Type
Text
Text
„Der Sonntag war an sich arbeitsfrei, aber zugleich der Tag der Privatkommandos, zu denen sich alles drängte. Die größeren Bauern auf dem Lande, die Hilfe bei der Ernte brauchten, und Hausbesitzer aus der Stadt, die einen Garten umzugraben, eine Hecke zu beschneiden oder irgendwelche Bauarbeiten durchzuführen hatten, konnten sich für wenig Geld dazu Sträflinge mieten; am teuersten war der bewaffnete Wachposten, auf den nur verzichtet werden durfte, wenn der Anforderer selbst Waffenträger war. So habe ich ohne besondere Bewachung an zwei Sonntagen bei einem Justizbeamten eine über mannshohe große Hecke beschnitten; er stammte aus Süddeutschland und war nach Papenburg versetzt worden, wo er sich wie in Sibirien fühlte. Zur Kaffeezeit holte er mich ins Haus, setzte mir Tee mit Milch und Zucker vor, dazu eine Pumpernickel- und eine Weißbrotscheibe - ich glaubte, im Paradies zu sein.“
Original Format
Paper
Citation
“Schriftzitat: Heinrich Scheel, Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts, Berlin 1993,” Boden|Spuren, accessed November 21, 2024, https://bodenspuren.nghm-uos.de/items/show/7.
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