Geoarchäologische Messergebnisse

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Hochaufgelöstes UAV-LiDAR der Schießbahn Esterwegen, März 2021.
(Aufnahme und Prozessierung: Marcel Storch).

Im Folgenden werden zusammenfassend die Ergebnisse der geoarchäologischen Messungen während der Herbstschule Esterwegen (2022) vorgestellt.

Zunächst wurde während einer ersten Voruntersuchung mit einer Drohne ein mit einem durchschnittlichen Punktabstand von ca. 8 cm hochaufgelöster LiDAR-Scan der Schießbahn  aufgenommen, um daraus ein möglichst genaues Digitales Geländemodell (DGM) generieren zu können. Daraufhin wurde das DGM mit einer künstlichen Lichtquelle beleuchtet, um sog. Schummerungsbilder (engl. hillshade) zu generieren. Dieses ließ erste Schlüsse auf potenzielle Bodenanamolien zu und konnte im Abgleich mit historischen Luftbildern ein genaueres Bild über die heutige Beschaffenheit des historischen Ortes vermitteln. Dabei stellten sich bereits zentrale Fragen zur Vermittlung von derartigen Geländemodellen, die je nach Einstellung der Schummerung unterschiedliche Interpretationen zu ließen.

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Ein aus den Messungen mit dem Magnetometer generiertes Magnetogramm sowie links oben ein Planum einer ausgewählten Stelle auf der ehemaligen Schießbahn.
(Quelle Abbildung: A. Jepsen; Quelle Basisdaten: Esri, Maxar, Earthstar Geographics, and the GIS User Community)

Zentral lag der Fokus der Untersuchungen auf der Lokalisierung der ehemaligen Kugelfänge mittels Analysen von Luftbildern und Lageplänen in einem Geoinformationssystem (GIS), von denen erwartet wurde, dass sie nachhaltig Spuren im Boden hinterlassen haben könnten.

Während der Prospektion im September 2022 nahmen die Teilnehmer:innen der Herbstschule zunächst Messungen mit dem Georadar sowie dem Magnetometer vor. Die Messergebnisse der Magnetik zeigten dabei nur wenige kleine magnetischen Anomalien (Dipole), die mit großer Wahrscheinlichkeit aus jüngerer Vergangenheit stammten. An einer Stelle, die eine größere Auffälligkeit im Messbild zeigte, wurde nach dem Abgleich mit den historischen Luftbildern auf ein invasives Verfahren umgestiegen und ein kleines Planum angelegt.
Die Messungen mithilfe des Georadars zeigten keine weiteren Auffälligkeiten.

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Während der Herbstschule Esterwegen (2022) auf der ehemaligen Schießbahn des Lagers Esterwegen angelegtes Planum zum Schnitt 1 'Kugelfang 1'.
(Quelle: Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung, Universität Osnabrück)

Ziel der mit dem Kreisarchäologen des Landkreises Emsland, Thomas Kassens, punktuell angelegten Grabung war es, Überreste der mittleren Stützpfosten eines der Kugelfänge im Boden nachzuweisen.

Für die invasive Untersuchung wurde auf der Höhe des vermuteten Standortes mittig auf einer Fläche von 2x2 m zunächst der ca. 5-10 cm mächtige heutige mit Gras und Moos bewachsene Oberboden abgetragen, um das Planum 1a zu schaffen. Auf diesem zeichnete sich auf der südöstlichen Seite (Schussrichtung links) eine gerade Reihe von rechteckigen Befunden (je ca. 10x10 cm) ab, die als verfüllte Pfostenlöcher angesprochen wurden. Parallel dazu verlief ein ca. 50 cm breiter Befund aus durchmischten, möglicherweise organischem Material quer über die gesamte Länge des Planums. Auf der anderen Seite dieses Befundes fanden sich in Schussrichtung rechts weitere, gerade verlaufende Befunde. Auf Basis der Quellen ist es plausibel anzunehmen, dass es sich hierbei um die Überreste der zweiten Pfostenreihe handeln könnte, die unklare Befundstruktur und Bodenbeschaffenheit ließ allerdings keine klare Interpretation zu. Das Planum 1a wurde fotografisch roh sowie mit angerissenen Befunden dokumentiert.

Anschließend wurden weitere 2-3 cm abgetragen. Auf diesem Planum 1b lösten sich die oben als Pfostenreihe angesprochen Befunde (Schussrichtung links) bereits teilweise auf bzw. waren weniger eindeutig als im vorherigen Planum zu erkennen. Auch die anderen beiden Befunde waren etwas verkleinert, aber in ihrer Struktur und Beschaffenheit unverändert. Das Planum 1b wurde fotografisch roh, mit angerissenen Befunden sowie mit Passpunkten dokumentiert. Diese Passpunkte wurden mittels GPS eingemessen und die Daten ins GIS übertragen.

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Auf dem Gelände der ehemaligen Schießbahn gefundene Patrone.
(Quelle: Archiv der Gedenkstätte Esterwegen)

Der Einsatz von Sonden auf dem Gelände der ehemaligen Schießbahn des Lagers Esterwegen förderte zahlreiche Funde zutage. Sowohl auf der ehemaligen Schießbahn selbst als auch in dem abschließenden halbrunden Kugelfang ließen sich vor allem Patronenhülsen und zeitlich nicht näher zuzuordnende Baumaterialien finden. Die Fundorte auf der ehemaligen Schießbahn befanden sich in der unmittelbaren Umgebung der vermuteten Standorte der Kugelfänge. Sie bekräftigen daher die Vermutung, dass die Orte richtig detektiert worden sind.