Herbstschule Esterwegen 2022

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Nachwuchswissenschaftler:innen sowie der Landrat des Landkreises Emsland bei der Herbstschule Esterwegen im September 2022 auf dem Gelände der ehemaligen Schießbahn des Lagers Esterwegen.
(Quelle: Archiv der Gedenkstätte Esterwegen)

Im September 2022 fand auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers Esterwegen sowie auf der dazugehörigen Schießbahn die dritte und letzte sogenannte Herbstschule im Kooperationsprojekt 'Boden | Spuren. Gewaltorte als Konfliktlandschaften in der Geschichtskultur' der Gedenkstätte Esterwegen und der Universität Osnabrück, gefördert im Rahmen des Programms 'Jugend erinnert' durch die Beauftragte des Bundesministeriums für Kultur und Medien (BKM), statt. Das Projekt 'Boden | Spuren. Gewaltorte als Konfliktlandschaften in der Geschichtskultur' hatte zum Ziel, Gewaltorte des Kontextes Emslandlager zu untersuchen. Jene Gewaltorte zeichnen sich heute mehrfach durch ihre starke Überformung aus und sind - ohne weitere Kenntnisse - als solche häufig nicht mehr erkennbar. Sie lassen sich daher als Konfliktlandschaften bezeichnen. Im ersten Projektjahr 2020 wurde das Gelände des ehemaligen Strafgefangenenlagers II Aschendorfermoor untersucht. Die Kriegsgräberstätte Dalum - von 1941 bis 1945 Lagerfriedhof des Lagers Dalum - war Untersuchungsgegenstand im folgenden Jahr 2021. Teilnehmer:innen der Herbstschulen waren jeweils Studierende der Universität Osnabrück sowie die FSJler:innen der Gedenkstätte Esterwegen, die durch Wissenschaftler:innen beider Institutionen betreut und angeleitet wurden. Sie untersuchten die Orte in jeweils einwöchigen Prospektionen.

Konkret untersuchten hier Nachwuchswissenschaftler:innen, darunter angehende Lehrkräfte, den ehemaligen Wachmannschaftsbereich sowie die Schießanlage des Lagers Esterwegen mit Hilfe nicht-invasiver geoarchäologischer Methoden. Der thematische Fokus lag damit auf sogenannten ,Täterorten’ und stellte bewusst einen Kontrast zu den in den Herbstschulen Aschendorfermoor (2020) und Dalum (2021) untersuchten Orten der Opfer des nationalsozialistischen Regimes dar. Die Frage nach ,Sichtbarkeit’ bzw. Transformation historischer Orte, besonders jener, die mit den Opfern des NS in Verbindung stehen, sollte erneut hinterfragt werden. Dazu bot ein weiterer Fokus auf einen ,Täterort’ die Möglichkeit, die Beschaffenheit jener kategorial zu unterscheidenden Orte materiell und diskursiv zu untersuchen sowie die Frage nach den Narrativen und Bildungschancen im Gelände erneut zu stellen.

Die Teilnehmer:innen setzten dazu neben einem Magnetometer auch ein Georadar ein, um untertägige Spuren des historischen Ereignishorizontes im Boden zu ermitteln. Auf dem Gelände der ehemaligen Schießbahn arbeiteten sie zudem mit Sonden, um mögliche im Boden befindliche Patronen oder Baumaterialien zu detektieren. Dabei wurden sie von ausgebildeten Sondergängern begleitet. Ein mobiler 3D-Scanner wurde genutzt, um materielle Ausdrücke vergangener Geschichtskultur sowie die im Konzept der Gedenkstätte Esterwegen angelegten 'Zeitfenster' auf dem ehemaligen Lagergelände digital zu erfassen. Die 'Zeitfenster' bieten jeweils einen Einblick in die durch zahlreiche materielle Transformationen geprägte Geschichte des Lagergeländes. Weiter nahmen die Teilnehmer:innen umfassend 360°-Aufnahmen auf. Beide Ergebnisse dienten als Grundlage zur digitalen Erfassung und Vermittlung der heutigen 'Erzählung' des Ortes und seiner Geschichte sowie die Anknüpfung an mobile Bildungsformate. Daraus entstanden die auf der Seite 'Digitale Exkursionen' integrierten 360°-Rundgänge über das Außengelände der Gedenkstätte Esterwegen sowie das Gelände der ehemaligen Schießbahn des Lagers Esterwegen.

Folgend sehen Sie den hochaufgelösten Scan eines der ,Zeitfenster' auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte Esterwegen. Der Scan wurde im Rahmen der Herbstschule von Studierenden angefertigt (s. 2. Bild von rechts in der Galerie) und zeigt Überreste der Lagerwäscherei.