Transformationen des Areals nach 1945
Am 19. April 1945 wurde das Lager II Aschendorfermoor den Narrativen nach Ziel eines britischen Luftangriffs. Es fing Feuer und brannte fast vollständig ab. Mindestens 23 weitere Gefangene starben dadurch kurz vor ihrer Befreiung.
Die Trümmer des Lagers, welches nach dem Krieg ursprünglich zur Unterbringung von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten genutzt werden sollte, wurden 1945 abgeräumt. Der Stacheldrahtzaun ist vermutlich nach den anderen Trümmern des Lagers entfernt worden, er ist auf den Bildern der Exhumierungen der Toten des 'Herold-Massakers' 1946 noch zu sehen. Mitte 1946 wurde die Fläche der kommunalen Moorverwaltung übergeben und ist seit den 1950er Jahren landwirtschaftliche Nutzfläche. 1948 gab es Überlegungen, auf dem Areal ein Frauengefängnis zu bauen. Diese wurden allerdings nicht umgesetzt.
Auf dem ehemaligen Wachmannschaftsbereich befindet sich heute ein Bauernhof. Einige Überreste der Parkanlage wie die Reste der gemauerten Sitzecken lassen sich noch mit bloßem Auge finden. Während der Herbstschule auf dem ehemaligen Lagergelände wurden allerdings noch weitere Spuren sichtbar gemacht.
An der südlichen Ecke des ehemaligen Strafgefangenenlagers befindet sich die Kriegsgräberstätte Aschendorfermoor, die problematischer Weise auch als 'Herold-Friedhof' bezeichnet wird. An diesem Ort ruhen die Opfer des 'Herold-Massakers' und der Bombardierung des Lagers im April 1945. Sie wurden im April 1945 zunächst am Rande des Lagers verscharrt und sind bei den Exhumierungen 1946 umgebettet worden.
Die Kriegsgräberstätte wurde nach 1946 mehrmals umgestaltet. Vertreter des niedersächsischen Innenministeriums und der Bezirksregierung in Osnabrück stellten bei einer Besichtigung im April 1951 einen "trostlosen Eindruck"1 der Grabanlage fest. Daraufhin richtete der Landschaftsarchitekt Oswald Langerhans aus Hannover die Stätte 1952 wieder her. Im Vordergrund der Gestaltung stand die Anonymisierung der Toten, wie sie in den 1950er Jahren gängig war. Architekt Langerhans, der auch die anderen Friedhöfe im Emsland gestaltete, ließ deshalb die Sammelgräber planieren und einen quaderförmigen Gedenkstein mit uneindeutiger Inschrift: 'Dem Andenken der hier ruhenden Toten' aufstellen. Dieser Gedenkstein befindet sich heute rechts neben dem Eingang der Kriegsgräberstätte. Ursprünglich bildete er den Mittelpunkt der Kriegsgräberstätte wie sie Langerhans gestaltete. Er sah ebenso die Einfriedung des Friedhofes mit einem sogenannten Jägerzaun vor.
Bis Mitte der 1950er Jahre wurden auf dem ehemaligen Lagergelände noch menschliche Überreste gefunden, die dann ebenfalls auf der Kriegsgräberstätte bestattet wurden. Aufgrund dieser Bestattungen habe die für die Pflege der Kriegsgräberstätte zuständige Gärtnerei keine Arbeiten durchführen können. Der Gärtner beschreibt im Zuge einer Bereisung einiger Kriegsgräberstätten den Zustand der Kriegsgräberstätte Aschendorfermoor 1955: "Der erst im vergangenen Jahr hergestellte Weg war vollkommen verkrautet und zwischen der Randbepflanzung stand allenthalben Unkraut, das zum Teil sogar die Bepflanzungen überragte. Der Rasen war nicht geschnitten. Er sah übrigens verheerend aus."2
Zudem wurde spätestens 1955 die Zuwegung zum Friedhof über das ehemalige Lagergelände bei der landwirtschaftlichen Nutzung der Fläche umgepflügt, so dass der Friedhof nur noch schwer zugänglich war und vermutlich erneut nicht ausreichend gepflegt werden konnte. 1957 forderte die Emsland-Lagergemeinschaft Moorsoldaten in einer Petition an die Bundesregierung, dass die Friedhöfe im Emsland unter Aufsicht und Pflege des Bundes gestellt werden sollten. Die Forderung wurde abgelehnt, das niedersächsische Innenministerium schreibt, dass die Friedhöfe Aschendorfermoor und Versen in einem guten Pfelgezustand seien.3
Im Zuge der Veränderung des Gräbergesetzes 1965 wurde ein von dem Architekten Ruwe gestalteter neuer Gedenkstein mittig auf der Kriegsgräberstätte aufgestellt. Auf ihm werden die Toten als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt - eine Anonymisierung damit aufgehoben. Dennoch blieb der Eindruck einer Parkanlage erhalten. Im Gegensatz zu anderen Kriegsgräberstätten im Emsland wurden in Aschendorfermoor keine symbolischen Grabmale in Stelenform aufgestellt.
Wiederum ungefähr zehn Jahre später fand die letzte Umgestaltung der Kriegsgräberstätte statt. Die Gestaltung ist bis heute geblieben. Außerdem wurde 1985 ein Gedenkstein der Fédération des Victimes du Nazisme enrolées de Force (Föderation der Zwangsrekrutierten, Opfer des Nationalsozialismus) aus Luxemburg auf der Kriegsgräberstätte aufgestellt. Die bronzene Tafel am Luxemburger Gedenkstein sowie die allgemeine Informationstafel wurden jedoch 2018 gestohlen. Die Gedenkstätte Esterwegen und die Botschaft des Großherzogtums Luxemburg in Berlin haben die Tafel 2020 am Gedenkstein für die luxemburgischen Opfer durch eine Kunsttoffversion ersetzen lassen.
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[1] Im Auftrag des Regierungspräsideten Osnabrück: Vermerk über Besichtigung der KZ-Grabstätten in den Landkreisen Aschendorf- Hümmling und Meppen, Betr.: Instandsetzung und Pflege der KZ-Gedenkstätten, 2. Mai 1951, in: NLA OS Rep. 430 Dez. 207 Akz. 48/1990 Nr. 93.
[2] Auszug aus dem Protokoll über die Bereisung des Reg.Bezirkes in Kriegsgräberangelegenheiten am 4. Juli 1955, in: NLA OS Rep. 430 Dez. 207 Akz. 48/1990 Nr. 93.
[3] In Vertretung des Niedersächsischen Minister des Innern: Schreiben an den Bundesminister des Innern, Betr.: Petition der Emsland-Lagergemeinschaft Moorsoldaten in Leer/Ostfriesland vom 11. Januar 1957 über die Erhaltung und Pflege von Grabstätten der Opfer des Nationalsozialismus im Emsland, 13. Mai 1957, in: NLA OS Rep. 430 Dez. 207 Akz. 48/1990 Nr. 93.