Die 'Kriegsgräberstätte Dalum'

Im Jahr 1983, die Bundesrepublik befand sich inmitten der Neuen Geschichtsbewegung, die Geschichte 'von unten' (also durch bürgerliches Engagement) heraus betreiben wollte, beklagten die Autor:innen des folgenden Textausschnitts um Werner Boldt (damals Professor für Geschichte an der Universität Oldenburg) das Beschweigen und ,Unsichtbarmachen' der Orte der NS-Geschichte im Emsland am Beispiel des ehemaligen Lagers I Börgermoor:

"Fährt man von Oldenburg den Küstenkanal entlang in Richtung Ems, so kommt man vor Papenburg an eine Abzweigung nach Börgermoor. Man überquert den Kanal und erreicht bald eine scharfe Rechtskurve. Hier liegt ein großer Acker. Im Acker verstreut und am Rande angehäuft etliche Gesteinsbrocken - die Reste des ersten KZ im Emsland, des Lagers Börgermoor.
So wie hier auch anderswo. Über die Emslandlager breitete sich Schweigen. Die Stätten des NS-Terrors waren untergepflügt oder umfunktioniert: wie Esterwegen zum Bundeswehrdepot. Friedhöfe verwahrlosten, werden heute irreführend als 'Kriegsgräberstätte' benannt oder verschwinden als 'Begräbnisstätte' in der Anonymität. So wurde die Vergangenheit im Emsland 'bewältigt'."1

Zu diesem Zeitpunkt war der ehemalige Lagerfriedhof bereits zur Kriegsgräberstätte Dalum transformiert worden und befand sich baulich nahezu in seinem heutigen Zustand. Schwerpunkt der Akteur:innen der Neuen Geschichtsbewegung war damals jedoch vor allem die (fehlende) Sichtbarmachung der Emslandlager und ihrer Geschichten. An den Kriegsgräberstätten kritisierten sie lediglich die bis heute amtliche Bezeichnung: "Eine andere Kategorie stand offenbar nicht zur Verfügung. Die Zuordnung ist einigermaßen peinlich, denn auf diesen Friedhöfen ruhen eben nicht die missbrauchten Opfer eines Krieges"2. Doch wie kam es zum damaligen Zustand der ehemaligen Lagerfriedhöfe und was hat sich seit der Kritik der 1980er Jahre getan?

Auf den folgenden Seiten wird die Anlage des Friedhofs als Lagerfriedhof des Lagers XII Dalum und die Zeit der aktiven Nutzung näher beleuchtet. Die Umgestaltungen von einem aktiven Friedhof zu einem Gedenkort erfolgten direkt in der Nachkriegszeit und fanden ihren bisherigen Höhepunkt in der Bonner Republik, sodass die damaligen baulichen Veränderungen den Ort bis heute prägend gestalten. Alle diese Transformationen unterlagen sowohl während der NS-Zeit als auch in der Bundesrepublik immer bestimmten Rechtsvorschriften.

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[1] Boldt, W. et al. (1983), S. 77.
[2] ebd., S. 78.

'Kriegsgräberstätte'