Messergebnisse der geophysikalischen Prospektion

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Lage eines während der ,Herbstschule Dalum’ gemessenen Magnetogramms sowie Verortung des unten gezeigten Radargramms (blaue Markierung) auf der Kriegsgräberstätte Dalum.
(Quelle: Karte: OpenStreetMap; Prozessierung: A. Jepsen/ NGHM)

Ziel der Herbstschule Dalum (2021) war einerseits die Detektion der historischen Massengräber, deren Lokalisation bis heute nicht genau bestimmbar ist und welche näheren Aufschluss auf die bis heute genannte Opferzahl von 8.000-16.000 geben könnte. Um die besonderen Bedingungen von Vermessungen auf einem Friedhofsgelände zu wahren, wurden explizit ausschließlich nicht-invasive geophysikalische Methoden eingesetzt, um den Untergrund zerstörungsfrei untersuchen zu können.

Die Studierenden erlernten dazu den Umgang mit geophysikalischen Methoden: Für die Untersuchung des Untergrundes setzten sie ein magnetisches Gradiometer ein, welches Störungen im Erdmagnetfeld vermisst. Nach der Magnetikmessung wurde ein Magnetogramm prozessiert, aus dem eine Verräumlichung und Intensität der Anomalien abgelesen werden konnte. Das hier dargestellte Magnetogramm wurde im südlichen Teilbereich der heutigen Kriegsgräberstätte Dalum  während der Herbstschule Dalum (2021) aufgenommen. Für die Messung wurde ein magnetisches Gradiometer GRAD601-Dual Sensor von Bartington verwendet.

Im südlichen Bereich des hier gezeigten Magnetogramms fallen drei stark magnetische Anomalien mit einem Durchmesser von ca. 4-5 m auf. Im Vergleich zu den anderen detektierten kleineren, sogenannten  Dipol-Anomalien (erkennbar an den nahe beieinander liegenden schwarz-weißen 'Punkten') in den nördlichen Bereichen der Fläche treten die unteren drei Dipole als starke lokale Anomalien im natürlichen Erdmagnetfeld auf. Der Befund wurde zunächst als mögliche, im Untergrund liegende Eisenteile unbekannter Herkunft interpretiert.

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Radargramm durch eine magnetische Anomalie. Möglicherweise können in diesem Radargramm Störungen des Untergrundes, die mit anthropogenen Grabungstätigkeiten in einen Zusammenhang stehen könnten, nachvollzogen werden.
(Quelle: NGHM / UOS; Prozessierung: C.Bobe/ A. Jepsen/ L. Jessen)

Das hier exemplarisch dargestellte Radargramm wurde mit einem Bodenradar aufgezeichnet. Das Radargramm zeigt einen Ausschnitt des insgesamt unruhigen Untergrundes der Kriegsgräberstätte, was vor dem historischen Hintergrund der Nutzung als Friedhof, mehreren baulichen Umgestaltungen seit der Nachkriegszeit und den dazugehörigen Eingriffen in den Untergrund nicht verwundert. Im südwestlichen und nordöstlichen Umfeld der großen Anomalien im Magnetogramm, sind in zwei der Radargramme mögliche Hinweise auf durch Menschen verursachte Grabungstätigkeiten zu diskutieren. Die in dem Radargramm markierte Störung ist in ca. 15 m Entfernung nordöstlicher Richtung nochmals wiederzufinden. Möglicherweise können an dieser Stelle in den Radargrammen die Überreste von Gruben nachvollzogen werden. Unklar bleibt aber, ob diese mit den drei großen Anomalien im Magnetogramm in einem Kontext stehen oder möglicherweise eine der während der Herbstschule gesuchten Grablagen markieren. Wie genau sich die Situation im Untergrund darstellt, kann ohne minimalinvasive Bohrungen oder einer umfassenderen Grabung zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter dargestellt werden.

Neben den großen, sehr auffälligen magnetischen Anomalien lassen sich im dargestellten Magnetogramm ca. 2 m breite und über die gesamte Messfläche verlaufende schwach magnetische lineare Strukturen erkennen, die orthogonal zueinander verlaufen. Aufgrund der Lagegeometrie kann es sich hierbei aber nicht um natürlich entstandene Anomalien handeln.

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Digitales Geländemodell eines hochaufgelösten LiDAR-Scans des Geländes der ,Kriegsgräberstätte Dalum', 2020.
(Quelle: M. Storch / UOS)

Im UAV-LiDAR-Scan (durch einen auf einer Drohne montierten Scanner hochaufgelöster Scan der Bodenoberfläche) können  dieselben linearen, rechtwinkligen Strukturen auf dem Friedhof ebenfalls nachvollzogen werden. Die historische Quellenanalyse brachte weitere für die Interpretation entscheidende Informationen zur (Um-)Gestaltung des Friedhofs zutage: Die frühen Wege auf dem Friedhof waren nicht wie heute aus Wegplatten angelegt worden, sondern wurden damals nur als Sandwege aufgeschüttet.

Die Verschneidung der Magnetikmessung, des LiDAR-Scans in Verbindung mit historischen Luftbildern (Luftbild 1958/61) und den historischen Quellen (z.B. Friedhofsplan von Stichnothe 1966) untermauern die Interpretation, dass es sich bei den beschriebenen linearen Anomalien um die Überreste der damaligen, aus Sand angelegten Friedhofswege handelt.