Der Friedhof in der Nachkriegszeit

Sowjetisches Denkmal auf dem Friedhof des Lagers Dalum XII

Das Foto (vermutlich Ende der 1940er Jahre aufgenommen) zeigt den über drei Meter großen Obelisken, der von sowjetischen Militärvertretern 1945 auf dem Lagerfriedhof Dalum aufgestellt wurde. Gut zu erkennen, ist die typische monumentale Gestaltung mit sowjetischer Bildsprache: der Stern auf der Spitze sowie die großflächige Inschrift an zentraler Stelle sind zeitgenössisch übliche Merkmale solcher Memorialgestaltung.
(Quelle: Archiv der Gedenkstätte Esterwegen)

In der unmittelbaren Nachkriegszeit war die ursprüngliche Gestaltung des Friedhofs aus der Lagerzeit noch gut erkennbar, der Zustand wurde jedoch zusehends schlechter.
Die Grabmarkierungen aus Holz begannen zu verfallen, die Gefangenennummern der Toten auf den Grabzeichen wurden unleserlich. Die Friedhofsfürsorge oblag gemeinsam dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) und der Gemeinde: 1949 erfolgte schließlich eine erste Herrichtung und Bepflanzung mit Birken und Kiefern. Erst ab 1950 wurde der Friedhof als "selbstständiger Friedhof"1 geführt.
Erste bauliche Denkmäler errichteten in der Nachkriegszeit zunächst Vertreter:innen der ehemaligen Opfergruppen. Innerhalb des Alliierten Kontrollrats scheiterte aufgrund britischer und US-amerikanischer Bedenken eine gemeinsame Denkmalkonzeption für die alliierten Besatzungszonen und man einigte sich stattdessen darauf, die einzelnen staatlichen Vertretungen in Eigenverantwortung Denkmäler errichten zu lassen. In der Mitte des Friedhofs in Dalum errichteten so Vertreter der sowjetischen Militäradministration mit Hilfe von überlebenden sowjetischen Kriegsgefangenen noch 1945 ein Mahnmal in Form eines Obelisken mit kyrillischer Inschrift und 3,25 Meter Höhe. Diese Form der Denkmalgestaltung entsprach prototypisch dem damaligen sowjetischen Vorgehen. In ähnlicher Art und Weise wurden an beinahe allen anderen Begräbnisstätten sowjetischer Kriegsgefangener in Niedersachsen Obelisken oder Pyramiden mit Gedenktafel und Inschrift, oft verbunden mit sowjetischen Insignien wie Hammer und Sichel, aufgestellt.

Die Inschrift des Obeliksen in Dalum lautete übersetzt in etwa: "Hier liegen 34.000 russische Kriegs-Soldaten und Offiziere, die durch Hunger und Folter von faschistischen Barbaren gequält wurden. In ewiger Erinnerung an die Soldaten und Offiziere, die für die Freiheit ihres Vaterlandes gestorben sind. Euer Vaterland vergisst euch nicht."2

Quellen zur Pflege sind aus diesem Zeitraum nur vereinzelt bekannt: Im Tätigkeitsbericht des Landesverbandes Niedersachsen des VDK von 1949 etwa sind 8.900 DM Erhaltungskosten angegeben. Außerdem heißt es dort: "Im Sommer 1949 forderte die Militärregierung eine Nachweisung der gesamten russischen Kriegsgräber ein. Die Nachweisung musste nach Gemeinden kreisweise geordnet aufgestellt, jedes Grab in die Karte eingezeichnet werden, von den grösseren Anlagen waren Lichtbilder beizufügen. Zunächst war diese Aufstellung in dreifacher Ausfertigung gefordert, nach einigen Wochen mußten noch mal zwei Ausfertigungen nachgereicht werden. Diese Nachweisungen haben ein außerordentliches Maß an Arbeit und an Zeit gefordert. Zur Planung und Kontrolle der Bauarbeiten fanden 145 Besprechungen und Besichtigungen auf Friedhöfen statt."3 Diese Nachweise konnten bisher nicht aufgefunden werden, beim VDK und in den öffentlichen Archiven der Landesverwaltung sind keine weiteren Spuren ihrer Erstellung überliefert.

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[1] aus: Archiv des Niedersächsischen Innenministerium (1965): Dokumentation über Grabstätten sowjetischer Kriegstoter in der Bundesrepublik. Darin: Gräberanlagen in Niedersachen auf denen russische Kriegstote bestattet sind. Signatur 199112 -14.
[2] Inschrift des Obelisken auf der Kriegsgräberstätte Dalum, frei übersetzt von NGHM.
[3] Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband Niedersachsen (1949): Tätigkeitsbericht 1949. Hannover.