Lager XII Dalum

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Lager XII Dalum 1944.

(Quelle: NCAP)

Das Lager XII Dalum war zunächst als Strafgefangenenlager der Justizverwaltung für 1.500 Gefangene geplant und im Mai 1939 fertiggestellt worden. Nach Kriegsbeginn im September 1939 übernahm das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) das Lager als Kriegsgefangenenlager und ordnete es als Zweiglager dem Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager (Stalag) VI C Bathorn zu. In der ersten Phase des Krieges diente es vor allem als Durchgangslager. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion belegte die Wehrmacht das Lager mit sowjetischen Kriegsgefangenen. Im September 1941 wurden in Dalum 4.100 sowjetische Soldaten gefangen gehalten. 1942 übernahm die Luftwaffe das Lager als Gerätedepot.

Im Januar 1945 richtete die SS das Lager Dalum als Außenlager des Konzentrationslager Neuengamme (bei Hamburg) ein. Aufgrund des Rückzuges der Wehrmacht und der vorrückenden Front gewann die sogenannte 'Ems-Rhein-Stellung', eine Verteidigungslinie aus Panzergräben und MG-Stellungen, an Bedeutung. Um sie auszubauen, wurden Häftlinge des KZ Neuengamme herangezogen, die in den Lagern IX Versen und XII Dalum untergebracht waren. Die KZ-Häftlinge mussten täglich von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends Panzergräben ausheben. Wegen unzureichender Ernährung, Kleidung und Unterbringung starben bei dem harten Arbeitseinsatz hunderte Häftlinge. Im März 1945 ließ die SS das Lager aufgrund der heranrückenden alliierten Truppen räumen und schickte den Großteil der Häftlinge auf einen Fußmarsch nach Cloppenburg. Von dort wurden sie per Bahn über Bremen zurück ins KZ Neuengamme transportiert. Viele geschwächte Häftlinge überlebten diesen Todesmarsch nicht.

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Eingangsbereich der Kriegsgräberstätte Dalum (2020).
(Quelle: NGHM / Universität Osnabrück)

Nach Kriegsende 1945 war das Lager noch wenige Jahre eine Unterkunft für ehemalige Zwangsarbeiter, ehe in den 1950er Jahren die Abtragung der Gebäude und die Freigabe als landwirtschaftliche Nutzfläche erfolgte. Die Trafostation und drei Torpfeiler haben sich bis heute erhalten. Die baulichen Überreste werden seit Herbst 2022 durch die Gemeinde Geeste in Kooperation mit der Gedenkstätte Esterwegen zu einem 'Erinnerungsort Lager XII Dalum' entwickelt.

Die heutige Kriegsgräberstätte Dalum ist der ehemalige Lagerfriedhof des Lagers XII Dalum, auf dem die im Lager verstorbenen Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge beigesetzt wurden. Im Jahr 2021 war sie Untersuchungsgegenstand der Herbstschule Dalum im Projekt 'Boden | Spuren. Gewaltorte als Konfliktlandschaften in der Geschichtskultur' der Gedenkstätte Esterwegen in Kooperation mit dem Institut für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung an der Universität Osnabrück. Ziel der Untersuchungen auf der Kriegsgräberstätte war einerseits die Detektion der historischen Massengräber, deren Lokalisation bis heute nicht genau bestimmbar ist, sowie die Darstellung der Transformation vom ehemaligen Lagerfriedhof bis zur heutigen Kriegsgräberstätte. Die Ergebnisse der Untersuchungen und weitere Ausführungen zur Kriegsgräberstätte Dalum finden Sie in dieser Ausstellung.